Dieses Buch ist unser Herzensprojekt. Die Liebe zum Mittelalter, aber auch zur Literatur und hier besonders zur Fantasy, führten uns zu dieser Geschichte, die in eine völlig andere Welt einlädt. Auch, wenn sie der unseren zunächst ähnlich zu sein scheint, lauern überall Gefahren, unbekannte Wesen und Mächte.
Der Protagonist ist Vincent, ein verträumter Teenager, der gerne ein Held wäre. Als er sich ganz unverhofft in Velusian wiederfindet, scheinen seine Wünsche wahr zu werden. Doch der Weg ist lang und der Preis hoch. Wird es ihm gelingen, über sich hinauszuwachsen, oder wird er bei dem Versuch untergehen?
Leseprobe
...Ein winziges Geräusch ließ ihn wenige Sekunden später erschrocken hochfahren. Ein Knacken der Zweige am Lichtungsrand, ein Rascheln von Blättern, ein aufgeschreckter Vogel, der laut zeternd emporflatterte, um sich in den Kronen der umstehenden Bäume zu verbergen. Diesmal zögerte Vincent nicht lange. Flink wie ein Wiesel schoss er nach rechts hinüber, warf sich hektisch zu Boden und ließ sich dann hinter einen morschen Baumstamm rollen, der, von Gras und kriechenden Pflanzen überwuchert, ein perfektes Versteck abgab.
Doch es war schon zu spät. Mit atemlosem Entsetzen sah er nur wenige Augenblicke später einen riesigen Kerl vom Waldrand her über die Lichtung auf sich zukommen. Die Zeit gerann zu einer unförmigen Masse, als sein Herz für einen Moment aussetzte und sein Atem ins Stocken geriet. Der Mann war von wahrhaft hünenhaftem Wuchs, riesige Muskelpakete zeichneten sich unter dem verwaschenen, schmutzigen Stoff seines Hemdes an Oberarmen und Brust ab. Sein wohl ehemals dunkelbraunes Haar war von grauen Strähnen durchzogen und hing lang und wirr auf den Rücken herab. Der Bart gab dem von Wind und Wetter gegerbten Gesicht ein noch wilderes Aussehen, auch die Narben, die Vincent auf Stirn und Wangen und an den bloßen Unterarmen des Riesen erkennen konnte, trugen zu dem kriegerischen Ausdruck bei. Obwohl der Mann durchaus nicht mehr jung zu nennen war, waren seine Bewegungen geschmeidig und katzenhaft wie die eines angreifenden Tigers. Im Laufen zog er mühelos eine große, doppelschneidige Axt aus einem starken Lederfutteral, das auf seinen Rücken geschnallt war. Das doppelschneidige Blatt war seltsam ziseliert und mutete eher wie ein Kunstwerk denn wie eine tödliche Waffe an, den aufwendig geschnitzten Stiel zierte am oberen Ende ein doppelter Adlerkopf.
Obwohl Vincent vor Angst mittlerweile fast den Verstand verlor, gab es merkwürdigerweise einen kleinen Teil von ihm, der, einem distanzierten Zuschauer gleich, die Szene zu beobachten und fast ein wenig zu genießen schien. Die Schönheit der Waffe, die ungezügelte Wut und Wildheit des heranstürmenden Mannes, das alles formte sich vor seinen Augen zu einem Bild pulsierenden Lebens und faszinierte ihn zutiefst.
Doch auch dieser flüchtige Moment des Staunens ging vorüber, nun hatte der Riese Vincents improvisiertes Versteck erreicht, packte den Jungen grob im Genick und zog ihn mit einer einzigen fließenden Bewegung auf die Füße.
„Wer bist du, du kleine Ratte? Was hast du hier verloren?“
Die Stimme klang verzerrt vor Wut und schnarrend. Grob schüttelte der Mann Vincent, dann gab er ihm einen Stoß, der ihn rückwärts stolpern und dann ins hohe Gras fallen ließ. Sich mühsam wieder auf die Knie rappelnd, starrte der Junge voller Panik seinem aufgebrachten Gegenüber ins Gesicht. Würde das sein Ende sein?
„Sprich rasch, sonst machst du Bekanntschaft mit meiner Axt!“
Eine drohend ausholende Gebärde überzeugte Vincent davon, dass es geraten sein mochte, sich nicht länger bitten zu lassen.
„Warte“, keuchte er atemlos. „Ich habe nichts getan. Ich bin nur ein harmloser Wanderer. Hab mich hier auf dem Platz umgesehen. Weiter nichts. Wirklich! Bitte töte mich nicht. Ich habe nichts verbrochen. Du musst mir glauben!“
Sein verzweifelter Appell klang so jämmerlich, dass der Riese unwillkürlich die Axt wieder sinken ließ und den verängstigten Jungen etwas ruhiger betrachtete. Was er sah, war erbärmlich genug. Das Gesicht des Jungen war schmal, bleich und angstverzerrt. Er schien alles in allem sehr schmächtig zu sein, körperliche Anstrengung war er offensichtlich nicht gewohnt, und eine Bedrohung stellte er mit Sicherheit für niemanden dar. Dennoch stand noch ein Rest von Zweifel in den Augen des Mannes, als er nun etwas ruhiger weitersprach.
„Was treibt so ein Würmchen wie du hier im Wald? Dazu noch zu so früher Stunde? Wie kommst du hierher? Erklär dich deutlich, wenn dir dein Leben lieb ist!“
„Herr“, stammelte Vincent. „Es ist, wie ich sage. Ich komme aus… aus einer Stadt. Nicht aus dieser Gegend, du kennst sie nicht. Ich habe nichts Böses im Sinn gehabt. Ich wollte mir nur die Gegend besehen. So bin ich gewandert. Ich habe unweit von hier die Nacht im Unterholz des Waldes verbracht. Als ich heute früh diesen Lagerplatz sah, wollte ich herausfinden, wer hier wohl gewesen sein mag. Also habe ich mich umgesehen. Dann kamst du. Mehr weiß ich nicht. Bitte glaube mir!“
„Also ein Stadtmenschlein bist du. Womöglich so ein weichliches Kaufmannssöhnchen. Und da wanderst du hier allein in der Wildnis herum? Das mag ich kaum glauben, wenn ich dir bei Licht besehen auch nicht viel Böses zutrauen will. Du hast ehrliche Augen.“
Der Mann sah ihn aufmerksam von oben bis unten an.
„Und viel zu wenig Kraft, um irgendetwas zustande zu bringen!“
Plötzlich ging ein fast widerwilliges Lächeln über seine Züge, dann begann er lauthals zu lachen, reichte Vincent die Hand und zog ihn auf die Füße.
"Meiner Treu, da habe ich einen schönen Fang gemacht. Stolz kann man wohl nicht darauf sein, aber zu fesseln brauche ich dich sicherlich kaum. Bei Gott, wolltest du versuchen, mich zu schlagen, ich würde es kaum spüren! Eine Waffe hast du wohl auch nicht bei dir, und deine Beine sind viel zu schmächtig, um weit und schnell zu rennen. Ich will dich daher unbehelligt lassen, wenn du mir Rede und Antwort stehst. Mein Name ist Tristan. Wer bist du? Wie nennt man dich?“
Vincent atmete innerlich erleichtert auf, wenn es ihm auch zu Bewusstsein kam, dass nur sein schmächtiger Wuchs und sein unbedeutendes Aussehen ihm hier bereits zum zweiten Mal aus der Klemme geholfen hatten. Fast fühlte er sich etwas beleidigt, doch dann schalt er sich innerlich einen Narren. Er konnte froh sein, dass der martialische Hüne ihm überhaupt Zeit zum Reden gab und ihn nicht gleich mit seiner riesigen Axt einen Kopf kürzer gemacht hatte.
"Ich heiße Vincent", sagte er und ärgerte sich über sich selbst, weil seine Stimme immer noch ganz atemlos klang.
Der Mann, der sich Tristan nannte, war schnell wieder ernst geworden und musterte ihn nachdenklich. Dann deutete er auf die Feuerstelle.
„Wer auch immer die Kerle waren, die hier gelagert haben - sie sind fort. Es spricht nichts dagegen, hier noch eine Pause einzulegen und eine Mahlzeit einzunehmen. Dann kannst du mir mehr über dich erzählen. Hilf mir, noch ein wenig Reisig zum Anfeuern zu sammeln.“
Vincent wusste, dass das keine Bitte war, doch irgendwie war er fast froh, jemanden gefunden zu haben, der ihm sagte, was zu tun sei. Allein im fremden Land, in einer fremden Welt, hatte er sich verlorener gefühlt, als er sich selbst hatte eingestehen wollen. Die Anwesenheit dieses kriegerisch aussehenden Wanderers, so angsteinflößend sie auch im ersten Moment gewesen war, gab ihm ein leise aufkeimendes Gefühl von Sicherheit. Also machte er sich wortlos an die Arbeit, und schon wenig später saßen beide an einem kleinen Feuerchen, über dem Tristan an einem Holzspieß ein großes Stück Fleisch briet, das er aus seinem Beutel gezogen hatte....
Und nun?
Sie möchten wissen, wie es weitergeht? Gerne planen wir mit Ihnen eine Autorenlesung.
Die Erzählung sowie der Folgeband sind jedoch auch bei amazon und allen gängigen Plattformen oder unter tredition.com als Softcover, Hardcover oder e-book zu bekommen. An einem weiteren Band arbeiten wir gerade, damit unsere Leser bald wissen, wie es in der fantastischen Welt von Velusian weitergeht.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.